Der Drachenprinz

Der Drachenprinz
Der Drachenprinz
— Ein Märchen geschrieben von Erika Bemme und auf Porzellan gemalt —
Es war einmal im Lande Irgendwo, da lebte eine Zauberin, die sich fürchterlich langweilte und auf Entdeckungstour durch die Länder schweifte. Sie kam an den Königshof des Nachbarlandes und sah einen wunderschönen jungen Prinzen. Er gefiel ihr so sehr, dass sie ihn besitzen wollte. Mit all ihren Zauberkünsten versuchte sie, ihn für sich zu bekommen. Doch ihr Zauber war nicht wirksam, denn der schöne Prinz hatte sein Herz schon an eine Prinzessin verschenkt.
Die Zauberin war wütend, weil sie nicht gewinnen konnte gegen seine Liebe.
Wenn sie ihn nicht haben kann, dann sollte auch keine andere mit ihm glücklich werden.
So verzauberte sie ihn in einen großen hässlichen Drachen. Er sollte erst wieder ein Mensch werden, wenn ihn jemand trotz seines Aussehens lieben würde.
Die Jahre vergingen. Er blieb immer in der Nähe seiner Prinzessin und flog um ihr Schloß herum. Es war ihm schwer ums Herz, wenn er sie weinen sah, weil sie nicht wußte, wohin ihr Prinz so plötzlich verschwunden war.
Den Drachen sah sie oft in den Wolken um das Schloss herumfliegen und hatte anfangs auch etwas Angst vor ihm. Aber sie merkte, dass er nicht böse war und manchmal meinte sie sogar, er sähe etwas traurig aus. Sie hatte sich so sehr an ihn gewöhnt. Es war ihr nicht bewusst, dass sie sich sogar ihre Kleider in der Farbe des Drachen schneidern ließ und sie Vermisste ihn, wenn er mal einen Tag nicht zu sehen war.
Dann ging sie die lange Treppe vom Schloss hinunter zum Bergsee. Sie hatte bemerkt, dass dies sein Platz war, um auszuruhen.
Wenn er sie sah, kam er in ihre Nähe, flog einige Runden um sie herum. Manchmal sprach sie zu ihm, doch er konnte ja nicht antworten. Ab und zu legte er ihr Blumen vor die Füße. Sie freute sich immer sehr darüber und wünschte, die Blumen würden nie verwelken. Sie war glücklich, wenn sie ihn sah. Dann seufzte sie oft: „Ach, wenn du doch meinen Prinzen herbringen könntest.“
Sie wußte ja nicht, wie nah ihr geliebter Prinz bei ihr war.
Traurig überlegte er, was er tun könnte, um den bösen Zauber zu beenden.
Da erinnerte er sich, dass die Zauberin eine alle Wünsche erfüllende Zauberperle besitzt, die nur die Wünsche von guten Menschen erfüllt. Er beschloss, ihr die Perle wegzunehmen und seiner Prinzessin zu bringen. Und so geschah es.
Er konnte die Perle erbeuten und brachte sie der Prinzessin, als sie wieder einmal am Platz an der Treppe zum See war.
Sie nahm die große, schwere Perle, blickte hinein wie in eine Zauberkugel und seufzte wieder: „Ach, wenn du doch meinen Prinzen herbringen könntest.“
Da kam ein Sturm auf, Blitz und Donner wüteten, und vor ihr im Wind stand plötzlich ihr geliebter Prinz. Sie umarmten sich herzlich und lebten viele Jahre glücklich miteinander.
Gegen die Liebe ist jeder andere Zauber machtlos.